Der Bauexperte spricht über die Ziele seiner Bundesanstalt, die Wohnungsnot und darüber, welche Chancen der staatliche Wohnungsbau mit sich bringt.
Berlin. Christoph Krupp hat als Chef der Hamburger Staatskanzlei den sozialen Wohnungsbau in der Hansestadt vorangetrieben. Heute versucht er als Chef der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben die Wohnungsnot im Land zumindest etwas zu lindern.
Herr Krupp, der Wohnungsmangel nimmt immer größere Ausmaße an. Wie kann die Politik das Problem bekämpfen?
Das Grundproblem ist, dass es in Deutschland zu wenige Wohnungen gibt und zu wenige Wohnungen neu gebaut werden. Grundsätzlich ist Bauen Sache der Wohnungswirtschaft. Der Staat setzt den Rahmen. Er kann den Wohnungsmangel nur in begrenztem Umfang durch eigenen Wohnungsbau beheben. Die Bima leistet mit den ihr zur Verfügung stehenden Mitteln ihren Beitrag.
Was tun Sie konkret?
Wir bauen selbst Wohnungen für Bundesbedienstete und verkaufen darüber hinaus zum Bau geeignete Grundstücke an die Kommunen. Abgekehrt sind wir vom vorrangigen Verkauf an den Meistbietenden. Heute genießen Kommunen ein erweitertes Erstzugriffsrecht. Und wenn eine Kommune auf dem Grundstück Sozialwohnungen baut, dann geben wir einen Nachlass von 25.000 Euro pro Wohnung. Das kann dazu führen, dass manch eine Kommune nichts mehr für ein Grundstück zahlen muss. Damit reduzieren sich natürlich die Baukosten für eine Wohnung. Wenn eine Gemeinde kein Interesse an einem Grundstück hat, geben wir es auf den Markt.
Wie viele Wohnungen bauen Sie selbst, und was verkaufen Sie an Kommunen?
Wir haben 180 eigene Grundstücke identifiziert, auf denen wir rund 8000 Wohnungen selbst bauen wollen. An die Kommunen wollen wir Grundstücke für etwa 20.000 Wohnungen verkaufen. Den Gesamtbedarf von 1,5 Millionen Wohnungen können wir nicht decken, aber 28.000 Wohnungen sind mehr als nichts.
Vor Ihrer Zeit als Bima-Vorstand haben Sie als Chef der Senatskanzlei gemeinsam mit dem damaligen Bürgermeister Scholz in Hamburg früher als andere Städte kommunalen Wohnungsbau betrieben.
Olaf Scholz hat früh erkannt, wie flächendeckend der Wohnungsmangel in Hamburg ist. Als er 2011 Bürgermeister wurde, hat er das Ziel ausgegeben, 6000 Wohnungen pro Jahr zu bauen. Die städtische Wohnungsbaugesellschaft Saga hat sich daran mit 1000 Wohnungen beteiligt. Inzwischen wurde die Zahl auf 10.000 für die Gesamtstadt und 2000 für die Saga erhöht. Seit 2011 wurden in Hamburg mehr als 70.000 Wohnungen gebaut. Hamburg hat einen gesunden Wohnungsmix aus städtischen Wohnungen, Genossenschaften, freien Vermietern und Eigentum.
Im Bundesfinanzministerium gibt es Überlegungen, das Modell auf den Bund zu übertragen und die Bima zu übertragen. Eine gute Idee?
Ich kenne die Pläne nicht. Die Idee hat Vor- und Nachteile. Sicherlich könnte eine Bundes-Wohnungsbaugesellschaft das serielle Bauen in großer Stückzahl voranbringen und einspringen, wenn der Markt es nicht schafft. Man kann sich ja nicht mit der Wohnungsnot abfinden. Andererseits wäre eine Bundes-Wohnungsbaugesellschaft genauso auf Baugenehmigungen der kommunalen Bauämter angewiesen. Und ich habe Zweifel daran, dass der Bund in Konkurrenz zu kommunalen Wohnungsunternehmen treten sollte. Aber letztlich muss das die Politik entscheiden.
Herr Krupp, vielen Dank für das Interview.
Quelle: Handelsblatt