Mieten und Kaufpreise rücken auch 2021 wieder in den Fokus von Investoren. Gerade in der Pandemie gelten Immobilien in Deutschland als „sicherer Hafen“.
Frankfurt. In Zeiten der Corona-Pandemie erweist es sich wieder einmal: Dass Immobilien als Betongold gelten, ist durchaus begründet. Viele Investoren sind zuversichtlich, vor allem für den deutschen Markt. Das belegt eine aktuelle Studie der Beratungsgesellschaft EY.
Für diese hatte EY Real Estate rund 200 Anleger befragt, die am deutschen Immobilienmarkt aktiv sind. 98 Prozent von ihnen schätzen den hiesigen Immobilienmarkt mit Blick auf 2021 als attraktiv bis sehr attraktiv ein. Das liege vor allem daran, dass Deutschland im Vergleich zu anderen Investitionsstandorten mehr denn je als „sicherer Hafen“ wahrgenommen werde.
Nachdem im vergangenen Jahr zahlreiche Transaktionen durch die Corona-Beschränkungen nicht zustande kamen, rechnen viele der Befragten nun mit Nachholeffekten: Jeder vierte Teilnehmer der Umfrage prognostiziert ein wieder steigendes Transaktionsvolumen. 58 Prozent erwarten eine Seitwärtsbewegung auf hohem Niveau.
Im vergangenen Jahr betrug das Volumen der Investitionen in Gewerbe- und Wohnimmobilien auf dem deutschen Immobilienmarkt 78,9 Milliarden Euro. Das entspricht einem Rückgang um etwa zwölf Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Dabei sank vor allem das Interesse an Gewerbeimmobilien; am Markt für Wohnimmobilien hingegen wurde ein Plus von acht Prozent auf 20,3 Milliarden Euro verbucht. Das ist das vierte Jahr in Folge mit Zuwächsen.
Mietendeckel entfaltet nicht die gewünschte Wirkung
Auch in den kommenden Monaten werden Wohnimmobilien für viele Investoren ganz weit oben auf den Einkaufslisten stehen, meint Christian Schulz-Wulkow, Leiter des Immobiliensektors bei EY für Deutschland, Schweiz und Österreich. Allerdings rechnet er damit, dass das Wahljahr dazu führen werde, dass das Thema Wohnungsmieten und -preise noch stärker in den Fokus der Öffentlichkeit rücken werde.
Genau das erwarten auch 63 Prozent der Befragten, zumal die Entwicklung der Miet- und Kaufpreise ein wichtiges Wahlkampfthema sein werde.
Dabei habe sich bereits gezeigt, dass der in Berlin eingeführte Mietendeckel nicht die erwünschten Wirkungen entfaltet habe, urteilt Schulz-Wulkow: Wohnen sei nicht erschwinglicher geworden für die, die es nötig hätten. Vielmehr profitiere seiner Ansicht nach „der Rechtsanwalt in der Ku-damm-Seitenstraße“. Der „Mietendeckel hat nicht den Zweck erfüllt, für mehr Wohnraum zu sorgen“, sagt er.
Bei Wohnimmobilien erwarten laut Umfrage noch bis zu 77 Prozent der Investoren steigende Preisen – natürlich abhängig von der Lage der Immobilie.
Schwieriger entwickelt sich der Markt für Büroimmobilien
Weniger rosig schätzen die Investoren dagegen die Aussichten für das größte Segment am deutschen Immobilienmarkt ein: die Büroimmobilien. Zwar rechnen 65 Prozent der Befragten mit überwiegend gleich bleibenden Preisen in 1a-Bürolagen, jedoch erwartet auch hier nur noch jeder fünfte steigende Preise. Bei Büroimmobilien in peripheren Lagen befürchten hingegen 77 Prozent der Umfrageteilnehmer Preisabschläge.
„Die Flexibilisierung der Arbeitsplatzmodelle bewirkt eine Abnahme des Büroflächenbedarfs bei gleichzeitig zunehmenden Qualitätsanforderungen. Eine ähnliche Entwicklung haben wir in den vergangenen Jahren bereits im Einzelhandelssegment gesehen“, sagt Schulz-Wulkow. Dass auch Investoren sich skeptisch geäußert hätten, sei bemerkenswert, schließlich hätten andere Marktteilnehmer öffentlich eher die Einschätzung vertreten, dass die nachgefragte Fläche sich nicht verändern werde.
Aber auch für die Unternehmenskunden, mit denen man spreche, sei die Reduzierung ihrer Büroflächen ein Thema. Sicher sei, dass der Trend zum verstärkten Arbeiten von Zuhause nicht mehr umkehrbar sei. „Um es salopp auszudrücken“, sagt er, „die Zahnpasta ist aus der Tube“.
Quelle: Handlsblatt