Hohe Kaufpreise für Wohnungen sind mit Blick auf die Mieten kaum noch zu rechtfertigen. Die Situation dürfte sich noch verschlimmern.
Es scheint so, als müssten sich institutionelle Anleger allmählich nicht mehr nur Sorgen wegen Negativzinsen auf ihre Bankeinlagen machen, sondern auch auf ihre Immobilienanlagen. Die Ergebnisse des Frühjahrsgutachtens der Immobilienweisen lassen aufhorchen: Bei einem Viertel aller Wohnungsangebote in Berlin liege die Rendite beim Kauf unter zwei Prozent, in München liegt der Anteil bei 16 Prozent.
Das klingt in Zeiten von Negativzinsen zwar nach „immerhin“. Wenn man davon noch Kaufnebenkosten und Instandhaltung der Immobilie abzieht, bleibt aber wenig bis nichts.
Die Situation dürfte sich noch verschlimmern. Denn in den vergangenen Monaten zeichnete sich ab, dass die Mieten in Deutschland stagnieren, mancherorts – wie Berlin oder München – gar leicht sinken. Wer heute teure Kaufpreise zahlt, sollte also besser nicht damit rechnen, diese mit alsbaldigen Mieterhöhungen wieder reinholen zu können. Zumal sich laut dem Gutachten der Immobilienexperten die Lage entspannt: Der Zuzug in die Städte ebbt ab, die Baufertigstellungen nehmen zu.
Betrachtet man die stetig größer werdende Kluft zwischen Kaufpreis- und Mietentwicklung, drängt sich zunehmend der Verdacht auf, dass sich die Kaufpreise von den Marktrealitäten entkoppelt haben. Wo Entkopplung herrscht, da ist auch oft von einer Blase die Rede. Dieses Wort aber scheut die Branche tunlichst.
Denn wenn Investoren heute sagen, dass sie wegen der Niedrigzinsphase keine Alternative zu Immobilien haben, ist das nur die eine Seite der Zustandsbeschreibung. Zur anderen gehört: Sie wetten darauf, dass die Zinsen noch lange Zeit so niedrig bleiben, wie sie sind. Anders lassen sich die rasant steigenden Preise kaum mehr erklären.
Sollte sich die Mietentwicklung der vergangenen Monate verfestigen, bleibt wohl nur die Erkenntnis, dass es vielleicht bald schon eine Alternative zur Immobilienanlage braucht. Welche auch immer das dann sein mag.
Quelle: Handelsblatt