Die deutsche Immobilienbranche boomt. Mittlerweile trauen viele Unternehmen dem Braten aber nicht mehr. Laut dem Institut der deutschen Wirtschaft (IW) hat sich das Immobilienklima in Deutschland stark verschlechtert. Droht damit schon bald ein Ende des Immobilienbooms?
In der Frühjahrsbefragung des IW Immobilien-Index bewerten die Unternehmen der deutschen Immobilienwirtschaft die Lage mit einem Wert von 76,3. Das ist ein deutlicher Rückgang von 5,8 Punkten gegenüber dem Vorquartal. Die Erwartungen sinken gleichzeitig um 3,3 auf 6,8 Punkte. Nur 16% der Unternehmen erwarten für die nächsten 12 Monate eine verbesserte Entwicklung, 75% eine etwa in gleichbleibende. 9% rechnen hingegen mit einer eine Verschlechterung.
Deutlich verschlechterte Werte
Das Immobilienklima, das dem Mittelwert der Salden aus der Geschäftslage und der Erwartungen entspricht, ist auf den niedrigsten Wert seit dem Beginn des IW Immobilien-Index im Jahr 2014 gesunken. Im Vergleich zum Vorquartal verringert sich der Wert um 4,4 Prozentpunkte auf 39. Insgesamt sind die Parameter damit im Vergleich zu den Jahren zuvor deutlich schwächer. Allerdings sind sie dem IW zufolge immer noch solide und vor allem weiterhin aufwärtsgerichtet.
Wohnimmobilien am stärksten betroffen
Am stärksten fallen die Einbrüche im Bereich Wohnen aus. Dort sinken die Werte von einem sehr hohen Niveau auf 78,6 (-18,9, Lage) bzw. 2.4 (-7,9, Erwartungen). Wahrscheinlich trüben hier laut dem IW sowohl die gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen als auch die regulatorischen Verschärfungen bei der Mietpreisbremse und der Modernisierungsumlage. Allerdings müsse auch beachtet werden, dass die Stimmung im Vorquartal auf einem Rekordniveau lag. Bei den Projektentwicklern verschlechtern sich vor allem die Erwartungen (-13,3 auf 10,2), während die Lage nahezu unverändert sehr gut eingeschätzt wird (-0,6 auf 83,7).
Gewerbeimmobilien relativ stabil
Bei Handelsimmobilien entwickelt sich die Lage negativ (-20 auf 70,4), im Bürosegment hingegen positiv (+13,5 auf 82). Die Erwartungen laufen bei beiden Teilsegmenten jedoch gegenläufig. Dies lässt sich folgendermaßen interpretieren: Büroprojekte sind weiterhin stark nachgefragt und lukrativ, jedoch befürchten die Investoren die abnehmende Dynamik beim Beschäftigungsaufbau und der Konjunktur. Bei den Handelsimmobilien ist die Situation sehr unterschiedlich. Fachmärkte seien weiter gefragt, während viele Einkaufszentren und klassische Kaufhäuser unter Druck geraten.
Immobilienpreise dürften weiter steigen
In Bezug auf die weitere Entwicklung der Immobilienpreise bleibt die Branche zuversichtlich. So erwarten 54% eine steigende Wertentwicklung für ihre Immobilienbestände. 46% gehen zumindest von konstanten Preisen aus. Preisrückgänge erwartet niemand. Bei den Mieten ist der Befund ähnlich deutlich: 58% erwarten steigende Mieten, 40% konstante Mieten. Somit gehen nur 2% von sinkenden Mieten aus.
Weiter auf Wachstum eingestellt
Trotz der eingetrübten Stimmung sehen sich meisten Immobilienunternehmen weiter auf Wachstumskurs. 59% wollen ihre Immobilienbestände ausweiten. 25% wollen ihre Bestände konstant halten. Nur 16% verringern ihre Bestände. Vom Aufbau von Überkapazitäten ist der Markt dem IW zufolge weit entfernt. Die Gefahr hoher Leerstände mit einer langen Konsolidierungsphase drohe dem Markt bei einer abflauenden Konjunktur bislang nicht. Auch die Finanzierungsbedingungen schätzen die Immobilienunternehmen weiterhin sehr gut ein. Nur 15% gehen davon aus, dass sie sich in den nächsten zwölf Monaten verschlechtern werden. (mh)
Quelle: AssCompact