Infolge der Zinswende haben die Kaufpreise für Wohnimmobilien in Deutschland nachgegeben. Laut einer Analyse von Colliers haben sich die Kaufangebote aber nicht verringert. Vielmehr ist das Angebot für Einfamilien-, Mehrfamilienhäuser und Eigentumswohnungen deutlich gestiegen.
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat ihren Leitzins im Juli 2022 erstmals angehoben und damit das Ende der Niedrigzinsphase eingeläutet. In der Folge sind die Kaufpreise für Wohnimmobilien hierzulande im Mittel um rund 20% gesunken. Der Preisrückgang hat aber nach einer aktuellen Erhebung des Immobilienberaters Colliers nicht zu einer Verringerung der Kaufangebote geführt. Vielmehr hat sich das Kaufangebot für Einfamilienhäuser, Eigentumswohnungen und Mehrfamilienhäuser deutlich erhöht.
„Der Anstieg der Kaufangebote bei gleichzeitig gesunkenen Kaufpreisen mag zunächst überraschen, hat aber klar benennbare Gründe. Eigentümer, die ihre Immobilien seit Längerem besitzen, profitieren bei einem Verkauf heute immer noch von der hohen Wertsteigerung der Objekte über die letzten Jahre. Zudem fürchtet sich eine wachsende Anzahl von Eigentümern vor strengeren Bestimmungen zur energetischen Gebäudeoptimierung und kommenden Veränderungen in der Grundsteuer. Die Summe dieser drei Einflüsse erklärt das aktuell wieder erhöhte Kaufangebot“, berichtet Felix von Saucken, Head of Residential bei Colliers in Deutschland.
Doppelt so viele Kaufangebote für Einfamilienhäuser im Bestand
Am deutlichsten fällt die Zunahme des Kaufangebotes bei Einfamilienhäusern im Bestand aus. Es hat sich seit der Zinswende von rund 50.000 Angeboten im Frühjahr 2022 auf über 100.000 Kaufangebote im dritten Quartal 2023 verdoppelt. Im Neubau ist für Einfamilienhäuser im selben Zeitraum ein Anstieg des Angebots um 61% zu verzeichnen. Die Anzahl der Kaufangebote für Eigentumswohnungen im Bestand hat um 70% zugelegt. Waren es im Frühjahr 2022 noch rund 92.000 Wohnungen, waren es im dritten Quartal rund 145.000 Wohnungen. Das Angebot für Eigentumswohnungen im Neubau hat sich um 60% erhöht.
Bei Mehrfamilienhäusern und so genannten Wohn- und Geschäftshäusern, die neben Wohnflächen auch kleinere gewerblich genutzte Flächen beinhalten, haben die Kaufangebote um 44% zugenommen – ohne Differenzierung von Bestand und Neubau.
Vermehrt Chancen für Anleger
„Der deutsche Wohnmarkt bietet privaten und institutionellen Anlegern inzwischen wieder in allen Wohnkategorien deutlich mehr Angebot. Gleichzeitig beobachten wir, wie Käufer und Verkäufer vermehrt zueinander finden, auch wenn die Verkaufsprozesse in der Regel etwas mehr Zeit in Anspruch nehmen als vor der Zinswende. In Summe gilt: Wenn beide Seiten an einer Transaktion interessiert sind, lassen sich Lösungen finden“, erklärt von Saucken. (tk)
Quelle: AssCompact