Wer ein Eigenheim sucht, hat im vergangenen Jahr erstmals seit langem wieder spürbar an Kaufkraft gewonnen. Experten sprechen vom idealen Einstiegszeitpunkt.
Käufer bekommen derzeit rund zwölf Prozent mehr Haus oder Wohnung für ihr Geld als Ende 2022. Das geht aus Daten des Internetportals Immowelt hervor.
Zuvor war die Kaufkraft wegen steigender Kaufpreise und zuletzt schnell anziehender Hypotheken-Zinsen innerhalb weniger Jahre deutlich gesunken: vom Beginn der Datenaufzeichnung im Jahr 2017 bis 2023 um fast 45 Prozent. Für den gleichen Anteil ihres Gehalts können sich Interessenten im Jahr 2023 also nur noch eine etwa halb so große Immobilie leisten wie sechs Jahre zuvor.
Sinkende Zinsen, sinkende Preise
Im Jahr 2023 kehrte sich diese Entwicklung durch sinkende Preise und gegen Ende des Jahres auch durch sinkende Bauzinsen um.
„Besonders die stark gestiegenen Zinsen haben viele Menschen vom Immobilienkauf ausgeschlossen“, sagt Immowelt-Geschäftsführer Felix Kusch. Doch 2024 könnte die Kaufkraft wieder steigen: Die Zinsen sind in den vergangenen Monaten bereits vom Höchststand bei über 4,1 Prozent auf um 3,6 Prozent gesunken. Rund 0,5 Prozentpunkte weniger.
Wer eine Immobilie für 400.000 Euro mit einer zehnjährigen Zinsbindung finanziert spart dadurch alleine in dieser Dekade knapp 20.000 Euro. Das entspricht rund 2000 Euro jährlich.
Gleichzeitig sind die Kaufpreise auf den niedrigsten Stand seit Anfang 2021 gesunken. Im deutschlandweiten Durchschnitt liegen die Angebotspreise für Bestandswohnungen um zehn Prozent unter dem Allzeithoch vom Mai 2022. Aktuell kostet ein Quadratmeterpreis im Durchschnitt 3124 Euro. Höchstwert waren 3489 Euro.
Guter Kaufzeitpunkt, unsichere Zinsentwicklung
„Jetzt könnte wieder der richtige Zeitpunkt für den Immobilienkauf sein“, sagt Kusch. Im vergangenen Jahr waren die Angebotszahlen auf dem Immobilienmarkt eingebrochen. Auch Käufer hielten sich zurück. Dieser Trend könnte sich in den kommenden Monaten umkehren, glauben viele Experten.
Sinkende Zinsen treiben in der Regel auch die Kaufpreise. Käufer suchen Immobilien meist mit einem festen monatlichen Budget. Müssen sie wegen sinkender Zinsen weniger Geld an die Bank überweisen, können sie mehr für die Wohnung ausgeben. Das treibt die Nachfrage und damit die Preise. Zinswenden gehören deshalb zu den besten Kaufgelegenheiten, meinen viele Experten. Sie verbinden günstige Zinsen mit niedrigen Preisen, bevor diese steigen.
Michael Neumann, Vorstandsvorsitzender des Hypothekenvermittlers Dr. Klein, glaubt beispielsweise nicht, dass Zinsen und Kaufpreise in diesem Jahr noch deutlich sinken. Sollte er Recht haben, wäre jetzt der ideale Zeitpunkt zum Kauf.
Andere Beobachter rechnen mit Zinssenkungen der Europäischen Zentralbank (EZB) im kommenden Jahr. „Die Bauzinsen scheinen ihren Höhepunkt bereits überwunden zu haben und sinken derzeit“, sagt Immowelt-Geschäftsführer Kusch. Er gehe davon aus, dass sich die Preise noch einige Monate mit leichten Schwankungen seitwärts bewegen. Die Trägheit des Immobilienmarkts habe auch erst fünf Monate nach dem schnellen Zinsanstieg Anfang 2022 die Preisen gesenkt. Mit Preissteigerungen rechnet er daher erst in der zweiten Jahreshälfte 2024. Auch der Spielraum für Preisverhandlungen „dürfte dann deutlich geringer sein als heute“.
Die EZB selbst hat noch keine Zinssenkungen angekündigt. Behalten die Experten aber recht, dürften sich Immobilienkredite weiter verbilligen, was Käufern womöglich noch bessere Kaufgelegenheiten eröffnet.
Quelle: FOCUS Online