In Deutschland haben die Immobilienpreise zuletzt deutlich nachgegeben. Global sehen Fachleute eher einen Aufwärtstrend – und erwarten in manchen Regionen Anstiege von mehr als 20 Prozent.
Für Investoren sind es gute Aussichten, potenzielle private Käufer dürften die Prognosen weniger freuen: Immobilienpreise weltweit werden nach Einschätzung von Fachleuten in den nächsten zehn Jahren teilweise massiv steigen.
Die jährliche nominelle Steigerungsrate dürfte im Mittel bei neun Prozent liegen, wie aus dem Economic Experts Survey (EES) hervorgeht – eine globale vierteljährliche Umfrage des Ifo-Instituts und des Instituts für Schweizer Wirtschaftspolitik. Für Deutschland wird die Steigerungsrate auf 7,2 Prozent beziffert.
Befragt wurden 1405 Wirtschaftsexpertinnen und -experten aus 133 Ländern. Es gibt mehrere Regionen wie Ostafrika oder Südasien, wo jährliche Anstiege von mehr als 20 Prozent erwartet werden. Auch in Südamerika, Osteuropa, Zentralasien und Nordafrika dürften die Immobilienwerte um 10 bis 15 Prozent nach oben gehen.
Experten in Nordamerika, Westeuropa, Ozeanien und Südostasien hingegen erwarten ein moderateres Anziehen der Preise von sechs bis acht Prozent. Die geringsten Zuwächse von etwa fünf Prozent werden für das mittlere Afrika veranschlagt.
Als Gründe für die Entwicklung in ihren Ländern nannten die Fachleute auf der Nachfrageseite etwa bessere Lebensstandards und höhere Einkommen, Bevölkerungswachstum, veränderte Präferenzen bezüglich Wohnraum und Auslandsinvestitionen. Zu den Angebotsfaktoren zählten laut Umfrage Platzbeschränkungen, begrenzte Produktionskapazitäten und Renovierungskosten.
Experten sehen Entwicklung in Europa kritisch
Die Fachleute aus Europa sehen zugleich laut der Umfrage eine leicht verschlechterte wirtschaftspolitische Lage in vielen Ländern gegenüber dem Vorquartal. Besonders in Südeuropa schätzen die Experten die wirtschaftspolitische Lage als schlechter ein, sagte Ifo-Forscher Niklas Potrafke.
In Italien, Spanien und Portugal führten erhebliche Bedenken bei der Umsetzung des sogenannten NextGenerationEU-Rettungsfonds zu negativen Urteilen. »Einige Experten sehen die Gelder in die falschen Projekte investiert«, erläuterte Potrafke. Das sei die vierte Umfrage, in der die Fachleute eine Verschlechterung in Südeuropa ausmachten. Nur in Griechenland wird demnach die Lage besser eingeschätzt, vor allem durch die Wiederwahl von Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis.
Ähnlich schlecht wie in Südeuropa blieb die Einschätzung in Osteuropa mit minus elf Punkten. Die Befragten in Westeuropa bewerteten die Wirtschaftspolitik mit minus vier Punkten, in Nordeuropa mit plus zwei Punkten zum Vorquartal.
Besonders positiv gestimmt sind Experten laut Ifo in Südostasien und Westafrika. Weltweit am schlechtesten wird die Lage in Zentralasien bewertet.
Quelle: SPIEGEL Wirtschaft