Die EZB stemmt sich mit einer weiteren Zinserhöhung gegen die hohe Inflation. Der Leitzins im Euroraum steigt um 0,50 Prozentpunkte auf 2,50 Prozent. Im Herbst waren die Zinsen in zwei Schritten um jeweils 0,75 Punkte erhöht worden.
Die Europäische Zentralbank (EZB) hebt die Zinsen im Kampf gegen die Inflation nicht mehr ganz so stark an wie zuletzt. Die Währungshüter um Notenbank-Chefin Christine Lagarde beschlossen, den Leitzins um 0,50 Punkte auf nunmehr 2,50 Prozent anzuheben.
Der an den Finanzmärkten maßgebliche Einlagensatz wurde im selben Umfang auf 2,00 Prozent nach oben gesetzt. Dies ist bereits die vierte Zinserhöhung in Folge. Noch im September und im Oktober hatte die EZB die Zinsen in Riesenschritten um jeweils 0,75 Prozentpunkte erhöht. Im Juli hatte der EZB-Rat erstmals seit elf Jahren die Zinsen im Euroraum wieder angehoben, von null auf 0,5 Prozent. Die Währungshüter hatten die hohe Inflation lange als vorübergehend interpretiert und leiteten den Kurswechsel daher erst später ein als beispielsweise die US-Notenbank Fed.
Zu weiteren Zinsanhebungen bereit
Die Währungshüter signalisierten bei ihrer heutigen Entscheidung ihre Bereitschaft zu weiteren Zinsanhebungen. „Die Leitzinsbeschlüsse des EZB-Rats werden auch in Zukunft von der Datenlage abhängen und von Sitzung zu Sitzung festgelegt“, hieß es dazu ergänzend. Zuletzt hatte sich die Inflation im Euroraum erstmals seit Mitte 2021 leicht abgeschwächt.
Die Teuerungsrate sank im November auf 10,0 Prozent nach 10,6 Prozent im Oktober. Diese Daten hatten Hoffnungen genährt, die Inflation könnte langsam ihren Höhepunkt erreicht haben. Die Notenbank strebt für den Euroraum mittelfristig stabile Preise bei einer Inflationsrate von zwei Prozent an.
Höhere Zinsen verteuern Kredite, dies bremst die Nachfrage und kann hohen Teuerungsraten entgegenwirken. Dies kann aber zugleich die Wirtschaftsentwicklung im Währungsraum dämpfen, der seit Monaten mit den Folgen des Ukraine-Krieges und einem massiven Anstieg der Energiepreise kämpft. Nach jüngsten Ausführungen von EZB-Chefvolkswirt Philip R. Lane gehen die Euro-Währungshüter allerdings davon aus, dass eine mögliche Rezession „mild und von kurzer Dauer sein wird“.
EZB will Umfang ihrer Anleihenbestände verringern
Die EZB stellte außerdem in Aussicht, dass sie den Abbau ihrer durch die jahrelangen Anleihenkäufe angeschwollenen Notenbankbilanz ab Anfang März in Angriff nehmen will. Diese ist inzwischen auf 8,5 Billionen Euro angewachsen. Allein der Bestand an Anleihen aus den beendeten beiden großen Kaufprogrammen APP und PEPP lag zuletzt bei rund fünf Billionen Euro.
Die US-Notenbank Fed hatte am Mittwoch ihren Leitzins um 0,5 Prozentpunkte erhöht. Die Fed leitete damit einen etwas moderateren Kurs ein, signalisierte aber weitere Anhebungen. Der Leitzins in den USA liegt nun in eine Spanne von 4,25 bis 4,50 Prozent.
Quelle: tagesschau