Die Nachfrage nach Immobilienfinanzierungen nimmt nach Angaben von Kreditvermittlern kontinuierlich zu.
Experten gehen davon aus, dass sich das Zinsniveau für zehnjährige Immobiliendarlehen auch mittelfristig stabil unter vier Prozent halten wird. Da die Kaufpreise für Wohnungen und Häuser derzeit stagnieren, seien die Kaufchancen noch ideal.
Die Bauzinsen liegen aktuell laut dem Kreditvermittler Interhyp für zehnjährige Darlehen bei rund 3,7 Prozent und damit immer noch deutlich unter den rund 4,2 Prozent im November 2023. Zum Jahresstart 2024 lagen die bestmöglichen Zinsen sogar bei unter drei Prozent.
Laut einer Umfrage von Interhyp im Mai dieses Jahres sehen 54 Prozent der Teilnehmer beim Immobilienkauf derzeit mehr Verhandlungsspielraum als vor einem Jahr. Vorstandschef Jörg Utecht geht davon aus, dass sich an der Leistbarkeit vorerst nicht allzu viel ändern dürfte und prognostiziert, dass sich die Zinsen für zehnjährige Immobilienkredite weiterhin in einem Korridor zwischen 3,5 Prozent und vier Prozent bewegen werden.
Dr. Klein: Seitwärtsbewegung bei den Bauzinsen setzt sich fort
Laut der Dr. Klein Privatkunden AG verharren die Baufinanzierungszinsen anhaltend in einer Seitwärtsbewegung. Als Grund dafür sieht Vorstandschef Michael Neumann die Tatsache, dass der Markt die Senkung des Leitzinses durch die Europäische Zentralbank (EZB) im Juni 2024 eingepreist hatte, ebenso wie die Zinspause im Juli.
Der Zinsexperte geht mit der Markterwartung konform, dass im dritten und vierten Quartal 2024 jeweils wieder ein kleiner Zinsschritt nach unten folgen wird. Auch dieses Szenario sei aktuell in die Baufinanzierungszinsen eingepreist. „Die Seitwärtsbewegung, die wir hier seit einem halben Jahr sehen, setzt sich meines Erachtens in den kommenden Monaten in einem sehr engen Korridor fort“, prognostiziert Neumann. Aktuell beträgt der repräsentative Bestzins von Dr. Klein 3,18 Prozent für eine zehnjährige Baufinanzierung (Stand: 16.7.2024).
Der Baufinanzierungsmarkt scheint sich allmählich zu erholen: Die Nachfrage nach Wohneigentum hat laut Dr. Klein im ersten Halbjahr 2024 angezogen, wegen der stabilen Zinsen und Immobilienpreise. Neumann bewertet die Erschwinglichkeit einer Immobilie heute besser als 2023, da die Baufinanzierungszinsen derzeit auf einem niedrigen Niveau stabil sind und erwartet wird, dass die Immobilienpreise wieder steigen werden. Jetzt sei ein guter Zeitpunkt für den Kauf, da auch mittelfristig mit einer sehr geringen Schwankungsbreite bei den Zinsen gerechnet wird.
Check24: Guter Zeitpunkt für die Immobilienfinanzierung
Der durchschnittliche zehnjährige Sollzins pro Jahr liegt laut Check24 im Juli 2024 bei 3,59 Prozent und damit 0,08 Prozentpunkte über dem von Juni 2024. Laut dem Geschäftsführer Baufinanzierung, Ingo Foitzik, sind die Immobilienpreise derzeit in vielen Metropolen stabil, was den Immobilienkauf attraktiv machen könnte.
Der Bestzins bei zehnjähriger Sollzinsbindung ist bei Check24 von 3,11 Prozent im Juni auf aktuell 3,25 Prozent gestiegen, liegt damit aber noch immer unter dem Vorjahresniveau von 3,57 Prozent. Bei einer Baufinanzierung in Höhe von 426.800 Euro, einem Sollzinssatz von 3,57 Prozent pro Jahr und einem anfänglichen Tilgungssatz von drei Prozent entstehen nach Ablauf einer Sollzinsbindung von zehn Jahren 127.256 Euro an Zinskosten. Bei einem Zinssatz von 3,25 Prozent und einem Darlehensbetrag in Höhe von 413.400 Euro sind es nur 112.453 Euro.
„Wir gehen erst im Herbst von einer weiteren Leitzinssenkung und damit verbundenen Senkungen der Bauzinsen aus“, so Foitzik. Aktuell sei die Kombination aus relativ günstigen Kaufpreisen und stabilen Bauzinsen ideal für den Immobilienkauf.
Verivox: Keine Erleichterung für den Hausbau
Laut dem Vergleichsportal Verivox gibt es bei den Baufinanzierungen kaum Bewegung seit Juni 2024. Die Zinsen für Kredite mit zehn Jahren Zinsbindung hätten zuletzt bei 3,71 Prozent gelegen – und bei 3,85 Prozent bei einer 15-jährigen Zinsbindung. In den kommenden Wochen dürften die Bauzinsen stabil bleiben, sagt Oliver Maier, Geschäftsführer der Verivox Finanzvergleich GmbH.
Bei Ratenkrediten verzeichnet Verivox sogar einen leichten Anstieg auf im Mittel 6,89 Prozent Zinsen. Das liege daran, dass mehrere Banken nach der EZB-Zinssenkung im Juni 2024 ihre Kriterien für die Kreditvergabe gelockert hätten, so Maier. „Wegen des größeren Risikos verlangen die Banken bei diesen Krediten aber vergleichsweise hohe Zinsen.“
Die Analyse der Bauzinsentwicklung basiert auf öffentlich zugänglichen Zinsdaten von Biallo, der FMH Finanzberatung sowie des Baufinanzierungsvermittlers Interhyp. Aus den dort erhobenen Zinssätzen wurde der Mittelwert gebildet.
Quelle: www.haufe.de