Eine Analyse Deutschlands wichtigster Großstädte zeigt große Unterschiede bei Immobilienpreisen. Die Angebotspreise für Wohneigentum stiegen in der Spitze um mehr als 17 Prozent.
Frankfurt. Seit nunmehr zwölf Jahren boomt der Immobilienmarkt in Deutschland – und auch Corona kann den Trend nicht stoppen. Eine Studie des Immobilienportals Immoscout24 zeigt, dass die Preise weiter steigen: Die Offerten für neugebaute Eigentumswohnungen zogen im vergangenen Jahr in den zehn wichtigsten Großstädten in Deutschland deutlich an.
In den Metropolen registrierten die Experten einen Anstieg der Angebotskaufpreise für Neubauwohnungen zwischen 4,9 und 17,4 Prozent, wie aus der am Mittwoch veröffentlichten Studie hervorgeht. Die aufgerufenen Offerten für Eigentumswohnungen lagen damit in vielen Städten über den Vorjahreszahlen. Die Preisdynamik für Neubauhäuser war dagegen weniger stark.
Für die Auswertung hat das Portal die durchschnittlichen Angebotspreise für eine neugebaute Eigentumswohnung mit 80 Quadratmetern und drei Zimmern sowie ein neu errichtetes Einfamilienhaus mit 140 Quadratmeter Wohnfläche auf 600 Quadratmeter Grundfläche in Berlin, Bremen, Dresden, Düsseldorf, Frankfurt am Main, Hamburg, Köln, Leipzig, München und Stuttgart verglichen.
Es habe vielfach die Erwartung bestanden, dass die Preissteigerungen von Immobilien mit der Coronakrise ein Ende finden würden, erläuterte Kristian Kehlert, Marktanalyst bei Immoscout24. Doch gerade bei Neubau-Eigentumswohnungen sei „das Gegenteil der Fall“. Dennoch legt die Studie große Unterschiede zwischen den einzelnen Metropolen offen.
Wo ist es noch vergleichsweise günstig? Wo steigen die Preise besonders rasant? Ein Blick auf die Details der Studie gibt dazu Antworten.
München bleibt Spitzenreiter
So macht es weiter finanziell einen großen Unterschied, ob man im Süden, Norden, Osten oder Westen Deutschlands eine Eigentumswohnung erwirbt. Demnach sind München, Stuttgart und Frankfurt am Main nach wie vor Deutschlands teuerste Städte für Wohnungskäufer. An der Spitze bleibt die bayerische Landeshauptstadt.
Wer in München eine Neubau-Eigentumswohnung erwerben möchte, musste für ein Apartment mit drei Zimmern im vierten Quartal 2020 mit einem durchschnittlichen Angebotskaufpreis von etwa 770.000 Euro rechnen. Allerdings verzeichnete München laut der Untersuchung mit 4,9 Prozent den geringsten Preiszuwachs im Städtevergleich.
Neubaupreise steigen immer weiter
Knapp dahinter im Preis-Ranking lagen Stuttgart und Frankfurt am Main, wo der Traum von der eigenen Wohnung ebenfalls immer teurer wird. In Stuttgart riefen Anbieter für eine Neubauwohnung mit 80 Quadratmetern im Schnitt Preise von knapp 600.000 Euro und in Frankfurt am Main von etwa 570.000 Euro auf.
Die stärksten Preissteigerungen verzeichnete jedoch eine andere Stadt. An erster Stelle stand hier, wie bereits im Vorjahr, die Messestadt Leipzig. Dort beschleunigte sich die Preisdynamik sogar. Während der Preisanstieg 2019 noch bei 15,6 Prozent gelegen habe, sei er 2020 auf 17,4 Prozent gestiegen, heißt es in der Studie. Zum Vergleich: In Berlin, Frankfurt am Main und Köln verteuerten sich die Neubau-Eigentumswohnungen im Jahr 2020 laut der Erhebung um 10,5 bis 10,7 Prozent.
Obwohl die Preise in der sächsischen Großstadt stärker als in allen anderen untersuchten Großstädten steigen, sei die Stadt gemessen an den durchschnittlichen Kaufpreisen für Neubauwohnungen aber weiterhin die preiswerteste der untersuchten Städte, schränkte Immoscout24 ein.
Anbieter verlangten hier im Schnitt rund 300.000 Euro für eine 80 Quadratmeter große Neubauwohnung. Auch in Bremen und Dresden lagen die entsprechenden Angebotspreise unter der Schwelle von 300.000 Euro. Dennoch wächst die Unzufriedenheit der Bewohner mit der Entwicklung in der Stadt.
In Dresden gingen Preise zurück
Bei den Neubauhäusern stiegen die Angebotskaufpreise im Jahresvergleich nicht ganz so deutlich. Erneut steht auch in dieser Kategorie Leipzig an der Spitze. Dort legten die Hauspreise für Neubauten um 2,9 Prozent zu, gefolgt von Berlin mit einem Zuwachs von 2,7 Prozent. Dresden war laut der Untersuchung im vergangenen Jahr dagegen die einzige große Stadt in Deutschland, in der die Preise sogar zurückgingen: Im vierten Quartal 2020 boten Verkäufer ihre Neubauhäuser um 1,9 Prozent günstiger an als im vierten Quartal des Vorjahres, wie aus der Studie hervorgeht.
Die teuerste Adresse für Neubauhäuser bleibt dagegen München. Fast 1,5 Millionen Euro wurden hier im Schnitt für ein Haus mit 140 Quadratmetern Wohnfläche verlangt. Wer in Dresden ein Einfamilienhaus kauft, gab also im vierten Quartal 2020 im Schnitt rund eine Million Euro weniger aus als für das Pendant in München.
Doch die bayerische Landeshauptstadt scheine ihr Plateau erreicht zu haben, heißt es in der Studie. Eine Steigerung im vierten Quartal 2020 im Vergleich zum Vorjahr habe es nicht mehr gegeben.
Auch in Hamburg hätten die Angebotskaufpreise mit einem Wert von 0,6 Prozent auf dem Vorjahresniveau von rund 720.000 Euro stagniert. Ob sich diese Entwicklung vor dem Hintergrund eines diskutierten Verbots des Neubaus von Einfamilienhäusern in Hamburg-Nord fortsetzen werde, sei allerdings fraglich, fügen die Autoren hinzu. „Ihr Geld in Betongold zu investieren ist für viele Menschen gerade auch in unsicheren Zeiten sehr attraktiv“, lautet die Einschätzung von Marktanalyst Kehlert.
Quelle: Handelsblatt