Die Zahl der Einfamilienhäuser in Deutschland erreicht einen neuen Rekord. Mehr als 100.000 sind im vergangenen Jahr neu gebaut worden. Die neuen Zahlen dürften die Eigenheim-Debatte neu befeuern. Erstmals gibt es in Deutschland mehr als 16 Millionen Einfamilienhäuser.
Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes wurden im vergangenen Jahr von Januar bis November insgesamt 288.000 Baugenehmigungen für Wohnungen erteilt. Davon sollen 169.000 (59 Prozent) in Mehrfamilienhäusern entstehen. 109.000 (38 Prozent) Wohnungen werden in Ein- und Zweifamilienhäusern gebaut. Damit überstiegt die Zahl der Einfamilienhäuser in Deutschland erstmals die Marke von 16 Millionen. Ende 2019 zählten die Statistiker noch 15,9 Millionen Einfamilienhäuser.
Täglich entstehen 270 neue Eigenheime in Deutschland
Die Zahl der Einfamilienhäuser wächst um etwa 100.000 Objekte jedes Jahr. Ende 2009 gab es in Deutschland erst 14,958 Millionen Einfamilienhäuser. Rechnerisch entstehen damit jeden Tag in Deutschland 270 neue Eigenheime. Nach Umfragen bleibt dass Eigenheim bei einem Großteil der Bevölkerung weiterhin die beliebteste Wohnform der Deutschen. Die Allensbacher Markt- und Werbeträgeranalyse hat ermittelt, dass es derzeit in der deutschsprachigen Bevölkerung rund 2,17 Millionen Personen gibt, die in den nächsten ein oder zwei Jahren ein Haus kaufen wollten.
Die neuen Zahlen dürften die Eigenheim-Debatte der deutschen Politik neu befeuern. In einem Spiegel-Interview hatte der Fraktionsvorsitzende der Grünen, Anton Hofreiter, die Klimaschädlichkeit von Eigenheimen kritisiert und gemeint: „Einparteienhäuser verbrauchen viel Fläche, viele Baustoffe, viel Energie, sie sorgen für Zersiedelung und damit auch für noch mehr Verkehr.“ Zugleich zeigte er Verständnis dafür, dass Kommunen den Eigenheimbau untersagen. Daraufhin ist ein Sturm der Entrüstung losgebrochen, ist das eigene Haus mit Garten nicht nur der Traum von Millionen deutscher Familien, sondern zugleich eine solide Altersvorsorge, Symbol für Freiheit, Individualismus und Wohlstand.
Der CDU-Generalsekretär Paul Ziemak empörte sich deshalb: „Grüne verbieten Einfamilienhäuser. Ich sage: Finger weg vom Traum junger Familien!“ CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt verstärkte: „Die Grünen haben offenbar das Einfamilienhaus als neues Feindbild entdeckt. Dahinter steckt der ideologische Kampf von links-grün gegen das Eigentum. Statt Eigentum zu fördern und zu schützen, setzen die Grünen auf bevormunden, enteignen und verbieten.“
Fallende Umfragewerte: Grüne Parteispitze ist alarmiert wegen der laufenden Eigenheimdebatte
Die Parteispitze der Grünen ist durch diese Entwicklung alarmiert. Die Eigenheimdebatte schade der Partei und drücke auf die Umfragewerte, weil das Klischee der Grünen Verbotspartei wieder ins öffentliche Bewusstsein geraten sei. Das Spiegel-Interview des Fraktionsvorsitzenden Anton Hofreiter sei allerdings von der politischen Konkurrenz bewusst missverstanden worden, heißt des aus der Parteispitze.
Die Situation erinnert an die beiden vergangenen Bundestagswahlkämpfe von 2013 und 2017. In beide waren die Grünen mit glänzenden Umfragewerten gestartet, um dann mit falschen Themen und einer Verbotsparteienhaltung die bürgerliche Mitte zu verschrecken und am Ende bei mageren 8,4 (2013) und 8,9 (2017) zu stranden. Einmal waren es Steuererhöhungen und die Kritik an Autos, das andere Mal war es die Forderung nach einem „Veggie-Day“, bei dem die Partei für fleischfreie Tage in den deutschen Kantinen plädierte.
Gleiches kündigt sich bereits wieder an: Die von den Grünen losgetretene Eigenheim-Debatte drückt auch jetzt auf die Umfragewerte der Partei. In der neusten Umfrage von Kantar/Emnid kommen die Grünen derzeit nur noch auf 18 Prozent (minus 1 in dieser Woche). Die Forschungsgruppe Wahlen taxiert die Grünen erstmals seit Monaten wieder unter der Marke von 20 Prozent und beziffert ihre Gefolgschaft auf 19 Prozent (minus 1 Prozentpunkt). Bei Insa kommen die Grünen sogar nurmehr auf 17 Prozent.
Zweidrittel aller Wohngebäude in Deutschland sind Einfamilienhäuser
Die Partei hat sich einem heiklen Thema genähert. Denn: Insgesamt dominieren Einfamilienhäuser deutlich den Bau-Bestand in Deutschland. Nach den Angaben des Statistischen Bundesamtes sind zwei Drittel (66,7 Prozent) aller Wohngebäude hierzulande Einfamilienhäuser. Gemeinsam mit den Zweifamilienhäusern betrug der Anteil sogar rund 83 Prozent. Einfamilienhäuser benötigen Platz, deshalb sind sie in Großstädten deutlich seltener zu finden. So ist deren Anteil in Stuttgart mit 35,4 Prozent am geringsten; es folgen mit jeweils 40,1 Prozent Düsseldorf, Frankfurt am Main und Gelsenkirchen.
Kreise mit einer Größe zwischen 100.000 und 200.000 Einwohnern führen die Liste mit dem höchsten Anteil an Einfamilienhäusern an: Die ostfriesischen Kreise Aurich (86,1 Prozent) und Leer (85,9 Prozent) liegen knapp vor Dithmarschen (85,5 Prozent) im Westen Schleswig-Holsteins.
Quelle: FOCUS Online