Die steigenden Baukosten und Bauzinsen zeigen Wirkung. Die Nachfrage potenzieller Käufer von Wohnungen und Häusern sinkt. Das führt in einigen deutschen Metropolen bereits zu sinkenden Preisen. Dagegen steigen die Mieten.
Die Nachfrage nach Kauf-Immobilien in großen deutschen Städten ist im zweiten Quartal gesunken. Das führte auch zu sinkenden Preisen, wie das Online-Portal Immoscout24 mitteilte. „Wohnungen und Einfamilienhäuser zum Kauf haben in den deutschen Metropolen Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg, Köln, München und Stuttgart in den Angebotspreisen um bis zu 6,6 Prozent nachgegeben.
„Deutlich nachlassende Preise gab es danach bei Einfamilienhäusern: Bestehende Einfamilienhäuser waren im zweiten Quartal in allen deutschen Metropolen mit Ausnahme Berlins deutlich günstiger. In Köln beispielsweise sanken die Preise innerhalb von drei Monaten um vier Prozent, in Stuttgart sogar um 6,6 Prozent. Allerdings zeigte der bundesweite Trend bei den Immobilienpreisen – also bezogen auf alle Regionen – noch immer leicht nach oben.
Phase der Preisanpassung
Der Immobilienmarkt befinde sich in einer Phase der Anpassung an die neue ökonomische Realität, erklärte Immoscout24. Die Folgen gestiegener Baukosten, der hohen Inflation und der deutlich gestiegenen Zinsen seien deutlich spürbar. „Erstmals seit der Finanzkrise 2008 sehen wir so deutliche Preiskorrekturen, vor allem bei Neubau-Eigentumswohnungen und Einfamilienhäusern in Bestand und Neubau“ erläuterte Immoscout24-Geschäftsführer Thomas Schroeter. Bei Bestands-Eigentumswohnungen stagnierten die Preise danach in München, Stuttgart und Hamburg, während sie in Berlin, Düsseldorf und Köln weiter stiegen.
„Anbietende haben es aktuell deutlich schwerer, Käufer:innen für ihre Immobilienangebote zu finden“, erklärte Schroeter. Die Nachfrage auf dem Immobilienportal sei im Vergleich zum vergangenen Jahr um 36 Prozent zurückgegangen, die Anzahl der inserierten Angebote habe hingegen um 46 Prozent zugenommen. Inserate blieben auch länger online als im Vorjahr.
Verhandlung über Preis wieder eher möglich
Kaufinteressenten mit genügend Eigenkapital kämen die fallenden Angebotspreise zwar entgegen. „Sie finden aktuell deutlich mehr Angebote und können wieder eher über den Kaufpreis verhandeln als zuvor.“ Für viele Kaufinteressenten hingegen sei es durch das hohe Zinsniveau von über drei Prozent nun deutlich schwieriger, den Traum vom Eigenheim umzusetzen als noch vor einem halben Jahr. „Die monatlichen Raten haben sich gegenüber dem Tiefstand der Zinsen im letzten Jahr für ein typisches Finanzierungsmodell bis auf das Doppelte verteuert.
„Die deutlich höheren Finanzierungskosten für den Immobilienkauf führen allerdings zu einer steigenden Nachfrage nach Mietwohnungen. Hier verzeichnete Immoscout24 nach eigenen Angaben einen Anstieg um 48 Prozent. Für das zweite Quartal 2022 zeigt das WohnBarometer der Online-Plattform, dass die Angebotspreise für Mietwohnungen deutschlandweit deutlich stärker klettern als zuletzt. Bestandswohnungen wurden in der Neuvermietung demnach im Schnitt um 2,7 Prozent teurer als zu Jahresanfang angeboten. Für Neubauwohnungen gab es ein Plus von 3,6 Prozent. Im Bundesdurchschnitt lagen die Angebotsmieten für Bestandswohnungen bei 7,66 Euro pro Quadratmeter und bei Neubauwohnungen bei 10,59 Euro.
Quelle: tagesschau