Häuser und Wohnungen sind deutlich günstiger geworden. Doch einen Kollaps der Immobilienpreise erwartet der Chef der Förderbank KfW nicht. Ihm macht etwas anderes Sorgen.
Offizielle Zahlen zeigen: In Deutschland gehen die Preise für Wohnimmobilien nach unten. Laut Statistischem Bundesamt sanken die Kaufpreise für Häuser und Wohnungen im ersten Quartal 2023 um durchschnittlich 6,8 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal. Es war der stärkste Rückgang innerhalb eines Jahres seit Beginn der Zeitreihe im Jahr 2000.
Der Vorstandschef der staatlichen Förderbank KfW, Stefan Wintels, rechnet jedoch nicht mit einem Kollaps der Wohnimmobilienpreise. »Ich glaube, dass die Preise für Wohnimmobilien in Deutschland im Durchschnitt nicht signifikant einbrechen werden, weil dafür die Nachfrage einfach hoch genug ist«, sagte Wintels der Nachrichtenagentur dpa.
»Regional sehen wir allerdings starke Unterschiede.« In Metropolen reagierten die Preise für Wohnimmobilien deutlich weniger als in weniger begehrten 1B- oder 1C-Lagen. »Angesichts auch der weiterhin strukturell hohen Nachfrage sind wir weit von einer drohenden Krise bei Wohnimmobilien entfernt.«
Schon im vierten Quartal 2022 hatten sich Wohnimmobilien laut Statistischem Bundesamt um 3,6 Prozent binnen Jahresfrist verbilligt. Jedoch fallen die Preise von einem hohen Niveau aus.
Alarmiert zeigte sich Wintels wegen der eingebrochenen Nachfrage nach Immobilienkrediten und des stockenden Neubaus. »Was uns eher Sorgen bereiten sollte, ist, dass die Nachfrage nach Immobilienkrediten und auch der Neubau durch die Zinsentwicklung, aber auch durch die Inflation, nicht die Dynamik haben, die wir uns wünschen würden.«
Das Neugeschäft von Banken mit Immobilienkrediten an Privatleute läuft seit Monaten schlecht, im April brach es laut Bundesbank um rund die Hälfte ein. Auch im Neubau machen sich der Zinsanstieg und teure Materialien bemerkbar, viele Projekte werden abgesagt.
Das Ifo-Institut erwartet, dass dieses Jahr noch 275.000 Wohnungen fertig werden, nach 295.300 im vergangenen Jahr. Auch in den Folgejahren werde der Wohnungsbau schrumpfen. Das Ziel der Bundesregierung von 400.000 neuen Wohnungen jährlich würde damit weiter klar verfehlt.
»Steigende Zinsen bedeuten für alle Kreditnehmer natürlich höhere Kosten. Durch den rasanten, fast historischen Zinsanstieg haben sich die Zinskosten verdreifacht«, sagte Wintels mit Blick auf den starken Anstieg der Bauzinsen seit Anfang 2022.
In absoluter Höhe seien diese im historischen Vergleich immer noch tragbar. »Aber die Geschwindigkeit und dieser schnelle Anstieg sind das, was einigen zu schaffen macht, weil in der Dimension kaum einer darauf vorbereitet war.« Die höheren Zinsen träfen auch kleine und mittlere Firmen.
Quelle: SPIEGEL Wirtschaft