Höhere Zinsen, gestiegene Baupreise, taumelnde Firmen – der deutsche Immobilienmarkt steckt in der Krise. Auch in der Teuer-Stadt München macht sich das Dilemma bemerkbar: Es werden weniger Häuser verkauft, in einigen Lagen fallen die Preise.
München gilt seit jeher als teures Wohn-Pflaster. Wer in der bayerischen Landeshauptstadt je ein Zimmer oder gar ein Haus gesucht hat, kann ein Lied davon singen. Selbst für Objekte, die man sich in anderen Teilen Deutschlands locker hätte leisten können, wurden Wahnsinnspreise aufgerufen. Und irgendjemand hat immer bezahlt.
Der scheinbar unaufhaltsame Trend nach oben hat, zumindest vorläufig, ein Ende. Höhere Zinsen, gestiegene Bau- und Energiepreise, schwache Konjunktur – die in fast allen Teilen der Republik spürbare Immobilienkrise geht offensichtlich auch an München nicht vorüber.
Analyse zu Immobilienkäufen in München: Trend nach unten
Das verdeutlicht der Halbjahresreport 2023 des Gutachterausschusses für Grundstückswerte, in dem die Münchner Immobilienverkäufe in den ersten sechs Monaten des Jahres analysiert wurden. FOCUS online nennt die fünf wichtigsten Fakten:
– Im ersten Halbjahr 2023 wurden in München 33 Prozent weniger Immobilien verkauft als in den ersten sechs Monaten des Vorjahres. Der Geldumsatz sank im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 42 Prozent und lag bei insgesamt rund 3,4 Milliarden Euro.
– Besonders auf dem Markt der Baugrundstücke für den mehrgeschossigen Wohnungsbau waren die Transaktionen (minus 67 Prozent) und der Geldumsatz (minus 86 Prozent) stark rückläufig. Bei Baugrundstücken für den individuellen Wohnungsbau, also für Ein- bis Dreifamilienhäuser, Reihen- und Doppelhäuser und kleine Eigentumswohnanlagen, wurden 53 Prozent weniger verkauft.
Manche Neubauwohnungen erstmals seit 2008 günstiger
– Lediglich rund 250 Neubauwohnungen wurden im ersten Halbjahr verkauft. Das ist ein Rückgang um rund 76 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.
– Die Preise für Neubauwohnungen stiegen zwar um 7 Prozent, jedoch nur bei Objekten in guten Wohnlagen. Hier kostet der Quadratmeter Wohnfläche aktuell 12.600 Euro. In durchschnittlichen Lagen gingen die Preise erstmals seit Beginn der globalen Finanzkrise 2008/2009 um rund sieben Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zurück. Sie liegen derzeit bei rund 10.100 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche.
– Gab es im vergangenen Jahr kein Reihenhaus mehr unter einer Million Euro, sind derzeit wieder Objekte knapp unter dieser Grenze verfügbar (rund 925.000 Euro). Dies betrifft Reihenmittelhäuser im Wiederverkauf in durchschnittlichen und guten Wohnlagen.
Makler Aigner: „Differenzierung bei Lagen und Qualitäten“
Für Thomas Aigner, Geschäftsführer der Firma Aigner Immobilien und Mitglied des Gutachterausschusses, zeigt die Entwicklung, dass sich der Münchner Immobilienmarkt „im Korrekturmodus“ befinde.
„Natürlich reden jetzt viele wieder von einem Preisverfall in München und fragen sich, wo das hinführt. Ich sehe diese Entwicklungen eher als Zeichen einer Differenzierung bei Lagen und Qualitäten.“
Aigner glaubt, dass es in den kommenden Jahren „keine Preisentwicklungen im zweistelligen Prozentbereich mehr geben“ wird, „sondern eher eine Seitwärtsbewegung“.
Quelle: FOCUS Online