Die Preise am Immobilienmarkt steigen ungebremst weiter, in Metropolen ebenso wie im ländlichen Raum. Seit Ende 2015 haben sich Wohnungen und Häuser um 22 Prozent verteuert. Die Regierung will nun einen Mietendeckel für bundeseigene Wohnungen.
Befürworter von staatlichen Eingriffen in den Wohnungsmarkt bekommen weiteren Aufwind. Am Mittwoch veröffentlichte das Statistische Bundesamt Daten zur Marktentwicklung bei Wohnimmobilien im ersten Quartal 2019, denen zufolge sich der bereits seit Jahren anhaltende Trend zu höheren Preisen ungebremst fortsetzt.
Durchschnittlich hätten die Preise demnach um fünf Prozent höher gelegen als im Vorjahreszeitraum, wobei sich der Anstieg sowohl in Städten als auch in ländlichen Regionen vollzog. Der Anstieg in den sieben größten Metropolen war mit 8,6 Prozent für Eigentumswohnungen und 6,9 Prozent für Ein- und Zweifamilienhäuser besonders stark. In von der Bevölkerungsstruktur her stärker verdichteten ländlichen Kreisen fiel der Preisanstieg geringer aus: Wohnungen verteuerten sich um 1,7 Prozent, Häuser um 4,3 Prozent.
Seit Ende 2015 haben die Preise für Wohnimmobilien damit bundesweit um 22 Prozent angezogen. Eine überdurchschnittlich starke Preisdynamik hatten mit einem Anstieg von 40,8 Prozent Eigentumswohnungen in den Metropolen. Ein- und Zweifamilienhäuser verteuerten sich in den größten sieben Städten um 36,4 Prozent. In anderen Großstädten und außerhalb der Ballungsräume nahmen die Preise laut Statistischem Bundesamt seit 2015 ebenfalls deutlich zu.
Der anhaltende Preisanstieg bei Immobilien vor allem in den deutschen Metropolregionen hat eine breite gesellschaftliche Debatte zum Thema ausgelöst. Steigende Preise für Häuser und Wohnungen wirken sich entsprechend auf die Mieten aus, da bei der Renditeberechnung der Vermieter ein direkter Zusammenhang zwischen Kaufpreis und Jahresmiete besteht. Experten sprechen von Verwertungsdruck. Nachdem auch eine von der SPD initiierte und im Nachhinein verschärfte Mietpreisbremse keinen durchschlagenden Erfolg gebracht hatte, kommen nun schärfere staatliche Eingriffe ins Gespräch.
Regierung plant Mietendeckel für bundeseigene Wohnungen
Das vom rot-rot-grünen Senat regierte Berlin etwa hat bereits die Eckpunkte für einen Mietpreisdeckel beschlossen, der einen Anstieg der Mieten für fünf Jahre ausschließen soll. Und die Bundesregierung will, wie aus einem Haushaltsvermerk des Bundesfinanzministeriums hervorgeht, der am Mittwoch mit dem Etat 2020 vom Kabinett beschlossen werden soll, einen Mietendeckel für bundeseigene Wohnungen einführen, wie das Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) berichtete.
Demnach solle zugelassen werden, dass die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) in von den Ländern angewiesenen „angespannten Wohnungsmärkten“ sowie Großstadtregionen die Bestands- sowie die Erst- und Neuvermietungsmieten „auf die untere Grenze des im Mietspiegel für die betreffende Wohnliegenschaft ausgewiesenen Mietwertes festlegt“.
Viele Experten halten einen Mietendeckel für ungeeignet, die Probleme auf dem Wohnungsmarkt zu lösen. „Auf Dauer geht die Bausubstanz verloren – gerade, wenn die Vermieter damit rechnen, dass das Einfrieren der Mieten eben nicht nur für fünf Jahre ist, sondern möglicherweise auch längerfristig gilt“, sagte etwa Michael Voigtländer, Immobilienexperte beim IW Köln, im Gespräch mit dem Deutschlandfunk. „Das Ziel muss ja tatsächlich darin bestehen, diese Knappheit wegzubekommen. Das heißt, wir brauchen einfach mehr Wohnungsbau.“
Einer der wesentlichen Treiber für die Flucht in Immobilien ist die Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB). Nachdem viele Banken mit ihrem Geschäftsgebaren die Finanzkrise ausgelöst hatten, die ab Mitte 2007 sichtbar wurde, mussten die Regierungen als „lender of last resort“ einspringen und viele der angeschlagenen Institute retten. Die daraus resultierende Überschuldung führte in der Folge etwa Griechenland an den Rand der Zahlungsunfähigkeit.
Der ins Trudeln geratene Euro konnte erst 2012 stabilisiert werden, als EZB-Präsident Mario Draghi in seiner „Whatever it takes“-Rede verkündete, alles zu tun, was nötig sein werde, um den Euro zu retten. Dazu zählten unter anderem auf null gesenkte Leitzinsen sowie massive Anleihekäufe. Das so geschaffene billige Geld suchte sich seinen Weg in die letzten verbliebenen Anlageklassen, die Rendite versprachen – und pumpten so die Aktien- und Immobilienmärkte auf.
Die Bundesbank warnt schon seit Längerem vor kräftigen Übertreibungen bei den Immobilienpreisen in deutschen Städten – insbesondere in den sieben Metropolen Berlin, Düsseldorf, Hamburg, Frankfurt, Köln, München und Stuttgart.
Quelle: WELT