Das BF.Quartalsbarometer misst die Stimmungslage unter den deutschen Immobilienfinanzierern. In der aktuellen Ausgabe ist der Barometerwert deutlich gefallen. Einen vergleichbar starken Rückgang habe es zuletzt direkt nach Ausbruch der Pandemie gegeben.
Die Stimmung der deutschen Immobilienfinanzierer hat sich im zweiten Quartal 2022 deutlich verschlechtert. Der aktuelle Barometerwert ist von –1,45 im ersten Quartal auf nun –12,01 abgestürzt. Vergleichbar stark gesunken ist der Wert zuletzt im zweiten Quartal 2020 direkt nach Ausbruch der Corona-Krise. Quasi alle relevanten Parameter, die im Rahmen des BF.Quartalsbarometers abgefragt werden, hätten sich zum Negativen verändert. Das BF.Quartalsbarometer wird im Auftrag der BF.direkt AG, Spezialist für die Finanzierung von Immobilienprojekten, durch das Analyseunternehmen bulwiengesa AG erstellt.
Krieg, Inflation, aber vor allem steigende Zinsen als Ursachen
„Eine Gemengelage von verschiedenen makroökonomischen Faktoren wirkt deutlich negativ auf das Sentiment in der Immobilienfinanzierung. Dazu gehören der Krieg in der Ukraine, die steigenden Rohstoffpreise und die hohe Inflation. Die Hauptursache für den starken Rückgang des Barometers sind jedoch die stark anziehenden langfristigen Zinsen. Diese haben in den vergangenen Monaten die größten Sprünge seit Jahrzehnten vollzogen“, erklärt Professor Dr. Steffen Sebastian, Inhaber des Lehrstuhls für Immobilienfinanzierung an der IREBS und wissenschaftlicher Berater des BF.Quartalsbarometers.
Von hoher Relevanz innerhalb des BF.Quartalsbarometers ist die allgemeine Einschätzung der Finanzierungsbedingungen im Vergleich zum Vorquartal. Im zweiten Quartal beurteilt kein Befragter die Bedingungen mehr als progressiv. Im Gegenzug bewerten etwas mehr als zwei Drittel der Befragten die Bedingungen als restriktiv.
Einschätzung des Neugeschäfts eingetrübt
Analog dazu hat sich auch die Einschätzung des Neugeschäfts verdüstert. 15% der Teilnehmer (+11 Prozentpunkte) sehen ein neuerdings abnehmendes Neugeschäft, während 55% (+19 Prozentpunkte) von einem stagnierenden Neugeschäft sprechen. Immerhin noch 30% sehen ein ansteigendes Neugeschäft – deren Anteil hat sich um 30 Prozentpunkte verringert.
Höhere Liquiditätskosten
Aufgrund des allgemeinen Zinsanstiegs hätten sich auch die Liquiditätskosten bzw. Refinanzierungsaufschläge der Finanzierer wahrnehmbar erhöht. „Die Margen sind deutlich gestiegen und haben im zweiten Quartal den höchsten Stand seit acht Jahren erreicht. Obwohl diese Entwicklung aus Sicht der Finanzierer für sich genommen positiv wäre, kann sie die gedämpfte Stimmung nicht kompensieren und die Unsicherheit der Marktteilnehmer überwiegt“, ergänzt Manuel Köppel, CFO der BF.direkt AG. (tk)
Quelle: AssCompact