Haus oder Wohnung in deutschen Metropolen sind für viele Käufer offenbar unerschwinglich geworden. Sie weichen in die Speckgürtel aus. Mit zwei Ausnahmen.
Frankfurt. Das Umland der deutschen Großstädte wird einer Studie zufolge bei Immobilienkäufern immer begehrter. In Berlin, München, Köln, Hamburg und Stuttgart sind die Preise für Bestandswohnungen im Umland seit 2017 stärker gestiegen als in den Metropolen selbst.
Das zeigt eine Analyse des Verbands der Sparda-Banken und des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW). In Berlin etwa verteuerten sich Wohnungen im Umland mit fast 22 Prozent deutlich stärker als in der Hauptstadt (17,5 Prozent). Auch in der Münchner Peripherie war der Anstieg mit rund zehn Prozent größer als in der Stadt (sechs Prozent).
In Frankfurt und Düsseldorf war der Preisauftrieb dagegen in den Städten stärker als im Umland. Käufer profitieren im Speckgürtel weiter von großen Preisabschlägen, schrieben die Autoren in dem Papier von Dienstag. Wohnimmobilien nahe der der sieben größten Städte seien im Schnitt 55 Prozent günstiger als in den Metropolen.
„Wer auf der Suche nach mehr Wohnraum für die Familie ist, geht raus aus den Großstädten ins Umland“, sagte IW-Immobilienexperte Michael Voigtländer. Vor allem für junge Familien spiele neben dem Preis, der Verfügbarkeit und der Infrastruktur auch das Platzangebot eine entscheidende Rolle. Während die mittlere Wohnfläche in den Metropolen bei 86 Quadratmetern liege, würden im Umland im Schnitt 120 Quadratmeter angeboten.
Die großen Preisunterschiede ließen die Pendlerströme anschwellen. „Hieraus erwächst der klare Auftrag an die Politik, auch die Infrastruktur ins Umland auszubauen“, sagte Florian Rentsch, Vorsitzendes des Verbands der Sparda-Banken.
Preise und Nachfrage anhaltend hoch
Die Coronakrise habe unterdessen den Immobilienboom nicht zum Erliegen gebracht, beobachteten der Bankenverband und das IW. „Die Preise sind ebenso ungebrochen auf hohem Niveau wie die Nachfrage nach Wohneigentum selbst.“ Immobilien gälten weiter als sichere Wertanlage, Kredite seien billig und der Wunsch nach einem Eigenheim groß – erst Recht in Zeiten von Lockdown und Homeoffice.
Seit Beginn der Pandemie im März sei besonders die Nachfrage zum Kauf von Einfamilienhäusern stark gestiegen. Auch Suchanfragen für Wohnungsmieten lägen über Vorkrisenniveau. Zurückhaltung gebe es nur bei Verkäufern. Nach dem Einbruch der Verkaufsinserate in der ersten Coronawelle gebe es noch keine Erholung auf das Vorkrisenniveau.
Quelle: Handelsblatt