Stand: 08.07.2024 13:22 Uhr
Die Krise auf dem Wohnungsmarkt wird sich nach Einschätzung des Immobilienverbands GdW weiter verschärfen. Die Zahl der stornierter Bauprojekte könnte sich verdoppeln – und die meisten Wohnungsfirmen können gar nicht mehr bauen.
Die Zahl der ursprünglich geplanten, aber nicht realisierten Wohneinheiten könnte sich laut einer Branchenprognose im kommenden Jahr auf rund 12.000 Wohnungen oder 40 Prozent verdoppeln. Das geht aus einer Umfrage des Immobilienverbands GdW hervor, der rund 3000 kommunale, genossenschaftliche, kirchliche, privatwirtschaftliche sowie landes- und bundeseigene Wohnungsunternehmen vertritt.
Im laufenden Jahr liegt die Stornierungs-Quote der Erhebung aus dem Monat Juni zufolge bei 20 Prozent. Darüber hinaus zeige die Umfrage, dass zwei Drittel der Wohnungsunternehmen im GdW 2024 gar keine Wohnungen bauen können. 2025 steige dieser Anteil auf 70 Prozent, heißt es weiter. Die Wohnungsfertigstellungen der GdW-Unternehmen gingen im vergangenen Jahr um 13 Prozent auf nur noch 28.000 zurück.
„Neubau- und Klimaziele nicht erreichbar“
Insgesamt kommt der GdW zum Ergebnis, dass sich die Krise am Wohnungsmarkt verschärfen wird: „Wenn die Regierung nicht dringend die Rahmenbedingungen für den bezahlbaren Wohnungsbau verbessert, wird sich insbesondere die sozial verantwortungsvolle Wohnungswirtschaft immer mehr aus dem Neubaugeschehen verabschieden“, sagt GdW-Präsident Axel Gedaschko.
Eine Besserung macht der Verband also nicht aus. Die Kosten für den Wohnungsbau verharrten auf einem hohen Niveau, zugleich wachse aber die Bevölkerung, was vor allem den Wohnungsmangel in den Metropolen weiter verschärfe. Auch seien die Rahmenbedingungen nicht geeignet, um mehr zu bauen oder zu modernisieren. Der GdW macht dafür vor allem die höheren Zinsen verantwortlich und fordert staatliche Hilfen, um für mehr Impulse auf dem Markt zu sorgen. „So werden wir die Neubau- und die Klimaziele nie und nimmer erreichen“, kritisierte Gedaschko.
Probleme auch bei Modernisierungen
Ein ähnliches Bild wie bei den Stornierungen ergibt sich der Umfrage zufolge bei Modernisierungen. In diesem Jahr dürften von ursprünglich geplanten 110.000 Projekten nur 68 Prozent vollständig umgesetzt werden, hieß es vom immobilienverband. „Weitere knapp 21.000 Wohnungen oder 19 Prozent können zwar angegangen, die Maßnahmentiefe muss aber deutlich reduziert werden. 14.000 Wohnungen oder 13 Prozent, deren Modernisierung für 2024 geplant war, werden zurückgestellt und erstmal gar nicht modernisiert.“
Im vergangenen Jahr sind nach Angaben des Statistischen Bundesamts etwas weniger neue Wohnungen gebaut worden als im Vorjahr. 294.400 Wohnungen wurden den Statistikern zufolge fertiggestellt – 0,3 Prozent weniger als 2022. Die Zahl der jährlich fertiggestellten Wohnungen habe sich damit seit dem Jahr 2021 kaum verändert. Bei einem Großteil der neuen Wohnungen handelte es sich um Neubauten.
Vor allem die Zahl der Baugenehmigungen ging im vergangenen Jahr drastisch zurück. Insgesamt 259.600 Genehmigungen wurden erteilt, das sind 26,7 Prozent weniger als im Vorjahr.
Quelle: www.tagesschau.de